Was ist eine Utopie? Wie verbreitet ist dieser Begriff? Und wozu kann diese nützlich sein?

Ich habe eine Umfrage erstellt, die mir helfen soll herauszufinden, wie weit verbreitet die Begriffe Utopie und Dystopie sind. Wer beschäftigt sich mit diesem Thema und wie können uns Utopien und Dystopien helfen? 

Im Bereich der Raum-/Stadtplanung und der Architektur, sind die Begriffe Utopie und Dystopie im Studium verankert. Neue Entwürfe und Visionen werden behandelt und diskutiert. Wenn man also ein Mal im Thema drinnen steckt und sich mit damit beschäftigt, dann kommt es einem vor, als würden diese Begriffe plötzlich überall auftauchen. Öffentliche Diskussionen, Veranstaltungen und sogar einige Bücher beschäftigen sich mit Utopien und Dystopien. Das vermittelt mir das Gefühl, als würde dieses Thema immer greifbarer für alle werden. Da fühlt es sich fast schon so an, als könnte man dem gerade kaum entkommen. Auch der Spruch: „Das ist viel zu utopisch“, wenn auch oft negativ belastet, ist Vielen doch schon mal zu Ohren gekommen. Aber inwieweit täusche ich mich und schwebe in einer großen Blase, durch mein Studium der Raumplanung und durch mein persönlichen Interesse in diesem Bereich?  Ein paar Unterhaltungen mit Personen, die sich beruflich mit einer ganz anderen Disziplinen beschäftigen, hat mir gezeigt, dass es wohl doch nicht so weit verbreitet ist, wie ich dachte.

Wie sieht die Umfrage aus und was ist dabei rausgekommen? 

Zuerst einmal ein kurzer Überblick über den Aufbau der Umfrage und die Themen, die befragt werden. Die Umfrage gliedert sich in vier Teile auf. Der erste Teil ist allgemein gehalten und besteht aus zwei einleitenden Fragen über das Alter und das Berufsfeld oder den Studiengang.  Darauf folgen die ersten Fragen über den Begriff Utopie, ob und wo es Kontakt mit diesem Begriff gegeben hat, ob die befragten Personen wissen was eine Utopie ist oder ob sie eine Vermutung dazu haben. Im zweiten Teil geht es um die Utopie an sich, was die Bestandteile einer Utopie sind und ob das Thema relevant für das Arbeitsfeld oder das Studium ist. Im dritten und vierten Abschnitt wird die Dystopie beleuchtet. Diese Abschnitte sind an den Abschnitten der Utopie stark angelehnt, um die Aussagen gut vergleichen zu können. Der letzte und fünfte Abschnitt befragt die Funktion einer Utopie und einer Dystopie und ob es hilfreich wäre, diese mit dem  Arbeitsumfeld zu verknüpfen. 

Die (noch laufende) Umfrage hat nach den ersten 40 befragten Personen folgendes ergeben: 

Die Utopie hat gut abgeschnitten. 81% aller Teilnehmer*innen haben geantwortet, dass sie wissen, was eine Utopie ist. Davon haben die Meisten diesen Begriff in der Literatur und in Film/Serien mitbekommen und Einige (26 bzw. 31 %) sind mit dem Begriff sogar in der Schule oder im Studium in Kontakt gekommen. Spannend ist dabei, dass viele der Teilnehmer*innen, die angegeben haben, nicht zu wissen was eine Utopie ist, oftmals eine gute Vermutung abgegeben haben. Dieser Begriff scheint also doch gut in der Gesellschaft verbreitet zu sein und es werden die vielen literarischen Werke und Filme zu dem Thema von den Befragten wahrgenommen.  So ist das  wichtigste Merkmal einer Utopie für die Meisten (71%) die Wunschvorstellung, dicht gefolgt von der Zukunft, die 60% aller Teilnehmer*innen auch als wichtigen Bestandteil einer Utopie sehen. Zudem wurden noch „Kritik an der jetzigen Situation“ und „Freiheit“ oft ausgewählt. Sogar die Machbarkeit/Durchführbarkeit hat 14 von 40 Stimmen bekommen. Im Studium oder im Arbeitsfeld ist die Utopie jedoch nur bei 20% präsent. 

Die Dystopie hingegen scheint nicht so weit verbreitet zu sein. 31% haben angegeben, noch gar nicht von einer Dystopie gehört zu haben. Die anderen Teilnehmer*innen haben von dem Begriff Dystopie aus „Film/Serie und Literatur” mitbekommen, auch „Videospiele“, „Schule“, „Musik“ und „Studium“ wurden angegeben. Auf die Frage, ob man wüsste, was eine Dystopie ist, hat nur eine leichte Mehrheit (52%) aller Teilnehmenden mit „Ja“ geantwortet, also fast 20% weniger als bei der Utopie. Doch auch hier haben Viele, die angegeben haben nicht zu wissen, was eine Dystopie ist, eine Vermutung abgegeben, die mit Teilen aus meiner Recherche was eine Dystopie ist, übereinstimmt. Zudem haben sieben der vierzig Personen angegeben, dass es das Gegenteil oder eine negative Form einer Utopie sei und nur zwei Mal wurde angegeben, dass sie keine Vermutung haben. Dies zeigt, dass die Dystopie zwar nicht so weit verbreitet ist wie die Utopie, jedoch da viele Vermutungen stimmten, ein geringes Bewusstsein für das Thema bei den befragten Personen vorhanden ist. Die meisten der Teilnehmenden angegeben, dass eine Dystopie ein Schreckensszenario ist (77%), was mit meiner Meinung stark übereinstimmt. Weitere wichtige Bestandteile sind laut der Umfrage die „Fehler der jetzigen Gesellschaft“, „Menschen“, „Zukunft“, „Hass“ und „Kritik an der jetzigen Situation“. Interessant dabei ist, dass einige Begriffe sowohl bei der Utopie als auch bei der Dystopie oftmals angegeben wurden. „Menschen“, „Kritik an der jetzigen Situation“, „Zukunft“ und „Nicht-Ort“ sind Begriffe, die bei beiden Fragestellungen ähnlich häufig ausgewählt worden sind. 

Im letzten Abschnitt, der sich mit der Funktion von Utopien und Dystopien auseinandersetzt, haben 50% aller befragten Personen mit „eher Ja“ auf die Frage geantwortet, ob utopische Zielsetzungen die Produktivität steigern können. 23% stimmten dieser Aussage voll zu und 26% haben mit „eher nein“ geantwortet. Niemand gab dabei an, dass dies auf keinen Fall stimmt. Eine ähnliche Verteilung gab es bei der Frage, inwieweit Dystopien einen positiven Einfluss auf das Handeln der Menschen haben können.Auf einer Skala von 1 bis 5, wobei 1 für gar nicht und 5 für sehr steht, haben die Meisten mit einer 3 oder 4 geantwortet. Eine Person stimmte mit 1 ab und sechs Personen bewerteten die Frage mit einer 5. Dies zeigt, dass viele der Teilnehmer*innen finden, dass Utopien und Dystopien einen positiven Zweck erfüllen können. Auf die Frage, wie hilfreich es wäre, dieses Thema mit dem derzeitigen Arbeitsfeld zu verknüpfen, haben jedoch nur 47% auf einer Skala von 1 bis 5 (gleiche Einteilung wie bei der vorherigen Skala: 1 = gar nicht, 5 = sehr) mit einer 4 oder höher geantwortet. 31% der befragten Personen mit einer 3 geantwortet und 22% haben eingeschätzt, dass es nicht hilfreich wäre, dieses Thema mit dem Arbeitsfeld zu verbinden. Spannend dabei sind die Antworten, warum es hilfreich wäre Utopien und Dystopien mit dem Arbeitsfeld zu verknüpfen. Zusammen mit den Ergebnissen der vorherigen Fragen, zeigen diese Antworten auf, dass Utopien und Dystopien nützlich sein können und nicht nur nutzlose Gedankenkonstrukte sind. Viele der Teilnehmer*innen schrieben, dass eine Utopie nützlich sein kann, um eine gewünschte Entwicklung aufzuzeigen und sich Ziele zu setzten, die in Richtung der Utopie gehen, um die Motivation zu steigern und Fortschritt zu fördern. Eine Dystopie wäre hilfreich, um das kritische Denken zu anzuregen, eine andere Perspektive einzunehmen und durch die Verbildlichung des Schlechtmöglichsten darzulegen, was verhindert werden sollte. Zu guter Letzt, haben dann noch etwas mehr als die Hälfte (57%) angegeben, dass sie Lust bekommen haben sich mit diesem Thema mehr auseinanderzusetzen. 

Zu den Angaben ist zu sagen, dass diese ein Zwischenstand sind und die Ergebnisse sich inzwischen geändert haben können. Diese Auswertung ist mit einer Teilnahme von insgesamt 40 Personen entstanden, wovon 61% zwischen 19 und 30 Jahre alt, 34% zwischen 31 und 60 Jahre alt und nur wenige 12 bis 18 oder über 60 Jahre alt sind. Vermehrt gaben diese Personen an, im Bereich der Architektur, Bau, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur tätig zu sein. Jedoch ist auch öfter angegeben worden im öffentlichen Dienst oder als Lehrer*in zu Arbeiten. Einige seien auch im Verkauf, Vertrieb oder Handel tätig. Die aktuelle Diagramme und die Umfrage befinden sich am Ende dieses Beitrages. 

Persönliche Schlussfolgerung 

Ich finde es sehr spannend die Umfrage zu beobachten und zu sehen, inwieweit sich auch andere Leute mit Utopien und Dystopien beschäftigen. Das Thema scheint weit verbreitet zu sein und wird von vielen gerade aus Filmen, Serien und der Literatur aufgenommen. Auch mir ist aufgefallen, dass das Kreieren von Dystopien oft im Science-Fiction Bereich ein gängiges Mittel ist. Diese Geschichten zeigen oftmals verstärkt die Fehler der heutigen Gesellschaft auf und betonen was passieren könnte, wenn diese Fehler nicht behoben werden oder zunahmen. Utopien können darlegen, was alles verändert werden müsste, um zum Optimum oder der jeweiligen Wunschvorstellung zu gelangen. Also eine ähnliche Funktion, die auch die befragten Personen im Rahmen der Umfrage angegeben haben. Ich persönlich finde auch, dass das Kreieren von (noch) nicht umsetzbaren Utopien und Dystopien helfen kann, reale Ziele zu formulieren und die Produktivität dahingehend steigern kann. Denn auch wenn für mich eine Utopie eine Wunschvorstellung einer bestmöglichen Gesellschaftsform ist, die an keine Rahmenbedingungen gebunden ist und die im Jetzt nicht umsetzbar ist, kann man versuchen so nah wie möglich an die Vorstellung ranzukommen und sich die Ziele passend dazu zu gestalten. Auch Dystopien können Ähnliches erreichen. Durch die Darstellung des schlechtmöglichsten Ausganges einer Gesellschaftsform können Ziele gesteckt werden, die diese verhindern. Ich bin positiv überrascht, dass dies auch die Teilnehmer*innen so sehen und sich auch vorstellen können das Thema mit ihrem Arbeitsfeld zu verknüpfen. Also scheint es wohl doch nicht ganz so zu sein, dass ich mich in einer Blase befinde, in der Utopien gerade überall vorkommen. Es ist wohl wirklich gerade ein präsentes Themenfeld. Schade jedoch finde ich ein wenig, dass Etwas, was so nützlich sein kann, wenig in Studium, Schule oder Arbeitsfeld behandelt wird. Jedoch, vielleicht auch um das zu ändern, hat wohl eine knappe Mehrheit der Teilnehmer*innen abgestimmt, dass sie sich weiter mit dem Thema auseinandersetzen wollen. Deshalb kann ich nur empfehlen weiterhin diesen Blog zu lesen und immer wieder mal auf unserer Webseite vorschauen. Neben den vielen guten Beiträgen auf der Webseite, kann ich auch besonders das Buch „Stadt der Zukunft – Wege in die Globalopolis“ von Friedrich von Borries und Benjamin Kasten empfehlen. In diesem literarischen Werk wird nämlich genau das getan, was ich als Funktion und Nutzen einer Utopie beschrieben habe und auch bei der Umfrage herausgekommen ist. Die beiden Autoren spannen in diesem Buch ein Zukunftsszenario auf, welches auf die Annahmen und Erfahrungen als Architekt und Stadtplaner beruht. Ihre Vision handelt von Globalopolis, einer Welt, in der es keine Ländergrenzen gibt, sondern die wachsenden Städte und deren Vernetzung im Vordergrund stehen. Durch die bildliche und schriftliche Darstellung dieser Vision, zeigen sie die heutigen Schwächen aber auch eine neue Gesellschaftsform auf, die das Leben verbessern könnte. Diese Vision wird als Diskussionsgrundlage genutzt und von anderen fachkundigen Personen von verschiedenen Kontinenten hinterfragt und realistisch durchleuchtet. Dabei kommt heraus, dass die gesamte Vision momentan zwar nicht so leicht auf alle Städte der Welt übertragbar ist, jedoch einzelne Ideen es durchaus Wert wären, sie zu umzusetzen. Ein paar Beispiele am Ende des Buches zeigen, inwieweit dies schon umgesetzt wird und was alles möglich ist, wenn Ziele aus Visionen oder Utopien entstehen. So hoffe ich, dass euch auch dieses Projekt und dieser Beitrag Utopien ein wenig näher gebracht hat und daraus weitere Diskussionen oder Projekte entstehen. Utopien und Dystopien sind nützlich für viele von uns also ist es Zeit sie in unseren Alltag anzuwenden und damit etwas Neues zu schaffen.

Fortlaufend aktualisierte Grafiken zur Auswertung der Umfrage:

Link zur Umfrage: https://forms.gle/xWAtMJdfHbwabDX58

Beitrag von Lara

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