Wie soll unsere Welt in Zukunft aussehen?

Seit unser PIT-Thema – UTO.WIEN und DYSTO.WIEN, falls euch das entfallen sein sollte oder ihr durch reinen Zufall auf unserer Webseite gelandet seid – feststeht, gehe ich mit anderen Augen durch die Welt. Plötzlich fallen mir viele Sachen auf, denen ich ohne das PIT wahrscheinlich nur marginal Beachtung geschenkt hätte. Als Studentin dürfte es wohl niemanden überraschen, dass ich fortlaufend explizit nach Büchern und Artikeln in Fachzeitschriften wie auch Zeitungen suche, die das Thema aufgreifen. Auch bei Spaziergängen in Wien stolpere ich vermehrt über Aushänge zu passenden Veranstaltungen. 

Mich persönlich reizt an der Auseinandersetzung mit Utopien vor allem ein Aspekt: Utopien sind auf die Zukunft ausgerichtet. Einen positiven Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung leisten, das ist meine Aspiration als angehende Stadt- und Raumplanerin. Durch die Ausübung meines Berufes möchte ich die Zukunft aktiv mitgestalten und die Welt durch mein Verhalten verbessern oder zumindest auf keinen Fall verschlechtern. Wie sich bereits zu Beginn unserer Reise abgezeichnet hat, ist das Formulieren einer universalen Definition von Utopie bzw. Dystopie, mit der alle d’accord gehen, in mancher Hinsicht eine Utopie in sich (mehr dazu gibt es auch in Lenas oder Teresas Beiträgen). Vielmehr handelt es sich um einen Terminus, der von persönlichen Charaktereigenschaften, Erlebnissen und Philosophien geprägt ist.

Neben den angesprochenen Publikationen gibt es auch zahlreiche interessante Videos oder Audioformate, die sich mit utopischem Denken auseinandersetzen.
Vor Kurzem bin ich auf einen TED-Talk[1] gestoßen, der mir wohl sehr lange in Erinnerung bleiben wird.
Anab Jain erläutert dem Publikum in einem 15-minütigen Vortrag “why we need to imagine different futures”.  Mit ihrem Team bringt sie mögliche Zukunftsszenarien in die Realität. Es erinnert einen zunächst an ein Filmset, unterscheidet sich aber doch sehr. Man erlebt die Zukunftsvisionen. Das heißt, neben visuellen Eindrücken gibt es auch einprägsame Gerüche, Geräusche und Sachen zu ertasten.

Während des Anschauens des Clips kam mir zunächst folgender Gedanke: “Wow, das ist ein Job? Verrückt.” Beim weiteren Reflektieren dachte ich dann darüber nach, wieso mir diese Methode bis dato unbekannt war und wieso sie in der Praxis nicht häufiger angewandt wird. Als raumplanerisches Beispiel fiel mir sofort das umstrittene Thema MIV (Mobilisierter Individualverkehr) ein. Immerhin gibt es auch in Wien eine hitzige Diskussion darüber, ob der erste Bezirk autofrei werden soll. Könnte mit einer Demonstration möglicher Szenarien leichter eine gemeinsame Basis gefunden werden? Ich denke schon.
Generell gefällt mir der Begriff Szenario immer besser. Im Rahmen eines Vortrags vor ein paar Wochen fiel die Äußerung, dass Prognosen veraltet sind und man eher in Szenarien denken sollte, da die prognostizierten Trends in der Regel eh nicht eintreffen. Szenarien machen alternative Vorstellungen greifbarer.

Um wieder einen Bogen zu unserem PIT zu schlagen: Könnte die vorgestellte Methode im Kontext von Utopien eingesetzt werden oder wäre das automatisch ein Oxymoron? Denn Utopien sind nach Morus schließlich “Nicht-Orte”. Kann man auf diese Fragestellung überhaupt eine zufriedenstellende Antwort finden oder liegt das nicht auch wieder im Auge des Betrachters : der Betrachterin? Meines Erachtens kann man die vorgestellte Herangehensweise durchaus in einem utopischen Denkprozess verwenden. Insbesondere wenn es sich um eine partizipative Planung handelt.

Abschließend bleibt noch zu beantworten, was ich aus dem Video und den vielen Diskursen des UTO.TEAMS mitnehme. Auch wenn unsere Definitionen für Utopien / Dystopien variieren mögen und manche Personen sich sichtlich damit schwer tun, überhaupt eine Definition zu finden, eine Sache vereint uns: Wir möchten durch die Fachkonferenz in ein paar Monaten einen Anstoß geben, sich mit utopischen, ambitionierten Planungsansätzen auseinanderzusetzen. Der Fantasie sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt und Innovationen resultieren aus neuen Ideen.
Mir persönlich hat der TED-Talk auch wieder vor Augen geführt, dass man optimistisch an Herausforderungen herangehen sollte und Kreativität förderlich sein kann. Mein größter Albtraum wäre es, durch langjährige Planungstätigkeit völlig abzustumpfen. Natürlich sind offene Diskurse mit großer Anstrengung verbunden und oft wird das gewünschte Ergebnis nicht erzielt. Als Planerin sollte ich mich dennoch trauen, meine fachliche Meinung zu äußern und Stellung zu beziehen. Denn wir möchten den kommenden Generationen schließlich auch ein gutes Leben ermöglichen und da hilft nur das eigene Handeln kritisch zu reflektieren.

In diesem Sinne, ich wünsche euch ein gutes neues Jahr. Bleibt gesund und wir alle drücken die Daumen, dass 2021 besser wird als 2020 und wir uns bald persönlich in Wien sehen können!

Und abschließend noch ein kleiner Fun-Fact: Anab Jain ist seit 2016 als Professorin an der Universität für angewandte Kunst in Wien tätig. Möglicherweise ergibt sich hier ja was im Rahmen des PIT. 🙂


[1]Die Abkürzung TED steht für Technology, Entertainment, Design. Das Konzept wurde 1984 entwickelt. Zunächst handelte es sich um eine jährlich stattfindende Innovations-Konferenz in Kalifornien. Inzwischen werden viele der Vorträge online kostenlos zur Verfügung gestellt. Des Weiteren hat sich die Themenbandbreite in den vergangenen Jahren noch weiter erweitert und umfasst nun beispielsweise auch globale und kulturelle Themen. Die Vortragenden gehören diversen Disziplinen an. (Quelle: Webseite TED https://www.ted.com/about/our-organization/history-of-ted)

Beitrag von Pia

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